Project OSCAR

Im Rahmen der "Arbeitsgruppe Naturwissenschaft und Internationale Sicherheit in der Universität Hamburg" wurde 1989 unter Leitung von Prof. L. Dreschler-Fischer die Arbeit im Projekt OSCAR zum Thema "Rechnetgestützte Bildauswertung als Hilfsmittel zur Verifikation von Abrüstungsvereinbarungen" aufgenommen. Es wurde untersucht, wie sich die Verifikation von Abrüstungsvereinbarungen mittels Einsatz von Beobachtungssatelliten und -flugzeugen durch die Entwicklung rechnergestützter Verfahren zur Auswertung der dabei anfallenden Bilddaten unterstützen lässt. Ziel war ein wissensbasiertes Bildauswertesystem, das durch Selektion relevanter Daten aus der Datenflut die Datenmenge für die menschlichen Auswerter auf ein bewältigbares Maß reduziert. Die Untersuchungen wurden von drei Doktoranden in Kooperation mit einem Doktoranden der Physik durchgeführt.

In der ersten Phase des Projektes stand die Analyse der politischen und wissenschaftlich-technischen Rahmenbedingungen im Vordergrund. Ausgehend hiervon wurde ein Systemkonzept entwickelt, das den Aufbau eines wissensbasierten Systems zur Luft- und Satellitenbildauswertung konzeptionell beschreibt. Die durch das System zu bearbeitende Aufgabenstellung besteht in der Detektion, Lokalisation und Interpretation von Veränderungen an statischen Strukturen durch den Vergleich der Bilddaten mit Referenzinformationen über die untersuchte Szene. Da es sich hier um Informationen handelt, wie sie sich typischerweise in Karten finden, bieten sich zur Repräsentation Datenbanksysteme zur Verwaltung räumlicher Daten an. Für die Interpretation detektierter Veränderungen ist darüber hinaus der Zugriff auf allgemeines Wissen erforderlich, das z.B. den typischen Aufbau eines Flughafens beschreibt. Weitere Kernbestandteile des Systems stellen die Steuerung des Auswerteprozesses sowie die automatische Umsetzung generierter Anfragen an das Bild in Bildverarbeitungsprozesse dar. Dementsprechend liegen die Schwerpunkte der Arbeit auf den Bereichen Wissensrepräsentation und Datenbanken, Logik und Interferenzmechanismen sowie wissensbasierte Konfigurierung von Bildverarbeitungsprozessen.

Eine wichtige Grundlage für die experimentelle Arbeit wurde durch den Erwerb geeigneter Bilddaten geschaffen. In Kooperation mit dem Projekt "Physikalische Grundlagen der Fernerkundung" wurden zu diesem Zweck zwei Überfliegungen des Flughafengeländes in Nürnberg durchgeführt. Es besteht außerdem eine Projektkooperation mit Dr. Bhupendra Jasani am King's College in London, der dort ein Projekt zur Auswertung von kommerziellen Satellitendaten zum Zweck der Verifikation durchführt. Die Zusammenarbeit wurde 1992 insbesondere im Rahmen einer Studienarbeit intensiviert. Die Ergebnisse des Projektes sind in zahlreichen Diplom- und Doktorarbeiten dokumentiert worden.

Die Laufzeit des Projektes war Oktober 1989 bis Dezember 1993. Die Bearbeiter waren: Prof. Leonie Dreschler-Fischer; Dipl.-Inform. Christian Drewniok (Drittmittel); Dipl.-Inform. Harald Lange (Drittmittel); Dipl.-Inform. Carsten Schröder (Drittmittel). Drittmittelgeber war die die Volkswagen-Stiftung im fachoffenen Einzelprogramm "Sicherheits-politische Forschung und Ausbildung an deutschen Universitäten".